Lebenslauf
45 Jahre hier auf Erden
wie viele wohl noch folgen werden?
Ein Lebenslauf so kunterbunt,
brachte Verlust, und brachte Fund.
Der Blick geht 40 Jahr‘ zurück.
Erinnerung an Kinderglück.
Geborgenheit als Fundament,
Ehrgeiz festigt Ziele, wie Zement.
Wie sich im Sturm ein junger Baum,
aufrecht zu halten, so manchen Traum.
Sonnige Gefühle, regnerische Gefahr,
Schon waren vorbei, 25 Jahr‘.
Erfolg und Erfahrung die Flügel gaben,
In Freiheit Spaß am Leben zu haben.
Doch das Leben hielt mehr bereit,
eine Familie gründet man zu zweit.
15 Jahre dauert nun diese Reise,
die Kinder klug, wir Eltern weise.
Viel Glück hat das Leben schon gebracht,
aber auch so manches Feuer entfacht.
Freunde helfen beim Päckchen tragen,
Dankbarkeit bringt mehr als Klagen.
Liebe als Motor, Glaube als Benzin,
die Straße Hoffnung führt überall hin.
Mein Lebensweg:
Ich lebte mit meinen Eltern, meiner zweieinhalb Jahre jüngeren Schwester und meiner Oma väterlicherseits in einem Einfamilienhaus mit großem Garten in ländlicher Umgebung. Im ersten Schuljahr stellte sich heraus, dass es aufgrund meiner Sehbehinderung notwendig war, auf eine Sonderschule zu wechseln. Diese war 120 km entfernt und so musste ich unter der Woche im Internat leben. Meine Schwester ebenso. Wir waren also nur am Wochenende und in den Ferien zuhause. Dort hatten wir sämtliche Freiheiten und kaum Verpflichtungen. Unser Familienleben war sehr harmonisch und bis zu unserem Umzug war meine Kindheit vollkommen unbeschwert. Ich war damals elf Jahre alt.
Als mein Vater im Alter von 49 Jahren starb, begann für mich der Ernst des Lebens. Die Probleme, die der Tod meines Vaters für uns und meine Mutter mit sich brachten, prägten meine Jugend. Kurz vor meinem 18. Geburtstag zog ich von Zuhause aus zu meinem damaligen Freund. Als die Beziehung zwei Jahre später zerbrach, bezog ich meine erste eigene kleine Wohnung. Es folgte eine weitere Beziehung und ein Umzug in eine größere Wohnung. In dieser Zeit holte ich meine versäumte Jugend nach und genoss meine Freiheit.
Da mein Berufswunsch Erzieherin aufgrund meiner Sehbehinderung nicht realisierbar war und ich keine Idee hatte was mir sonst Spaß machen könnte, verlief meine Berufsausbildung etwas chaotisch. Ich machte über den zweiten Bildungsweg die Mittlere Reife und das Abitur, beschloss aber dann nicht zu studieren. Für den Arbeitsmarkt reichten die Qualifikationen nicht aus und so machte ich schließlich eine betriebliche kaufmännische Ausbildung, die ich später durch berufsbegleitende Abendschule noch aufwertete.
Mit 27 lernte ich meinen Mann kennen. Wir führten eine Wochenendbeziehung zwischen Nürnberg und München. Wir heirateten drei Jahre später. Mit ihm war ich innerhalb Deutschlands – insbesondere in Bayern – viel unterwegs und wir genossen unsere gemeinsame Zeit. Kurz vor der Geburt meiner Tochter, zog ich dann zu ihm in seine 2-Zimmer-Wohnung im Münchener Westen. Zwei Jahre später folgte mein Sohn. Ich genoss fünf Jahre Elternzeit, die ich quasi ausschließlich mit meinen Kindern verbrachte. An den Wochenenden unternahmen wir regelmäßig Ausflüge. Mein Mann war stets ein engagierter Vater.
Die Elternzeit endete, als wir uns entschlossen ein Haus zu bauen. Ich kehrte also zurück ins Berufsleben. Da ich keine neue Stelle in München oder Ingolstadt gefunden hatte, musste ich zu meinem Arbeitgeber in der Nähe von Nürnberg zurückkehren und Pendeln. Nun war mein Mann der Chef zuhause. Er reduzierte seine Arbeitszeit und managte den Alltag mit den Kindern.
Als wir im Jahr darauf nach Ingolstadt zogen, hatte ich immer noch keine neue Stelle. Ich reduzierte nun meine Arbeitszeit. Bei meinem Mann klappte die Versetzung auch nicht wie erhofft und so mussten wir nun beide pendeln. Meine Schwiegereltern unterstützten uns damals bei der Kinderbetreuung. Zwei Jahre später vermittelte meine Schwiegermutter mir dann eine Stelle in der Firma, in der sie arbeitete. Ich teilte mit ihr fünfeinhalb Jahre ein Büro.
Vor sechs Jahren wurde bei mir Parkinson diagnostiziert. In dieser Zeit begann ich zu Schreiben. Zuerst schrieb ich meine Lebensgeschichte auf. Etwa zwei Jahre später fing ich an Gedichte und andere Texte zu verfassen.
Carola Balassa-Neumann